Die Hufrehe (Laminitis) ist eine Pferdekrankheit. Sie ist eine aseptische (nicht durch Infektionserreger bedingte) Entzündung der Huflederhaut beim Pferd, bei der es zu einer lokalen Durchblutungsstörung mit Austritt von Gewebsflüssigkeit und festen Bestandteilen (Blutkörperchen) aus den Blutgefäßen der Lederhautblättchen kommt. Es kommt zu einer Ödembildung und Schwellung. Dieser Flüssigkeitsaustritt verursacht durch die fehlende Ausdehnungsmöglichkeit im Huf hochgradige Schmerzen. Darüber hinaus fördert der Flüssigkeitsaustritt den Ablösungsprozess der reißverschlussartig ineinander greifenden Lederhautblättchen (innen) von den Oberhautblättchen (außen). Die chronische Rehe kann zu einer Hufbeinrotation führen.
Pferde mit Hufrehe zeigen einen klammen, verhaltenen Gang, d. h. die Schritte werden kurz und flach, später steif. Die Steifigkeit der Bewegungen wird beim engen Wenden des Pferdes besonders deutlich. Eine erhöhte Pulsation der Zehenarterien kann an der Hinterseite des Fesselkopfs ertastet werden. Beim Abtasten der Sohle mit der Hufuntersuchungszange zeigt sich eine erhöhte Schmerzhaftigkeit.
Sind alle vier Beine oder nur die Vorderbeine von der Rehe betroffen, stellt das Pferd die Hinterbeine nach vorn unter den Bauch und verlagert das Gewicht auf die Hinterhand und auf die Trachten (Ballenfußung). Sind die Hinterbeine erkrankt, bringt das Pferd die Vorderbeine weit nach hinten unter den Bauch, senkt als Gegengewicht den Kopf und belastet die Hinterhufe abwechselnd. Ist nur ein Bein betroffen wird es dieses hochhalten.
Als Zeichen der Allgemeinstörung kommt es zu einer Erhöhung der Atem- (normal 8-16/min in Ruhe) und Pulsfrequenz (normal 30-44 pro Minute), eventuell tritt Fieber (>38,4°C) auf. Weitere Anzeichen sind häufiges Liegen, Schmerzen, Angstzustände und Unruhe.
Eine Hufrehe kann durch mehrere Ursachen bedingt sein. Ihnen ist gemeinsam, dass sie zu einer Störung der Mikrozirkulation des Blutes im Bereich der Huflederhaut führen.
- Die Belastungsrehe entsteht durch Überbelastung des Hufes. Sie wird vor allem durch langes Laufen auf harten Böden ausgelöst (“Marschrehe”).
- Die Futterrehe ist die am weitesten verbreitete Hufrehe und wird durch falsche Fütterung verursacht. Eine kohlenhydratreiche Nahrung fördert das Entstehen von Stoffwechselstörungen. Strukturlose, kohlenhydratreiche Futtermittel (z. B. Getreide) führen zu einer explosionsartigen Vermehrung der Streptokokken (kohlenhydratspaltende Bakterien) im Dickdarm und zu einer massiven Freisetzung von Milchsäure. Diese verursacht ein Massensterben der rohfaserverdauenden Bakterien, eine Freisetzung von Giftstoffen (Endotoxine) und eine Übersäuerung im gesamten Organismus. Ähnlich können bei der Rehe durch Wasseraufnahme größerer Mengen kalten Wassers vermutlich die Darmflora geschädigt und Endotoxine freigesetzt werden.
- Eine Geburtsrehe kann durch Verbleiben von Kleinstteilen der Nachgeburt in der Gebärmutter entstehen. Hierbei kommt es zu einer bakteriellen Zersetzung und der Aufnahme von Endotoxinen in die Blutbahn.
- Bei der Vergiftungsrehe werden im Darm ähnliche Vorgänge wie bei der Futterrehe ausgelöst. Vergiftungen können durch die Aufnahme von Giftpflanzen entstehen. Gelegentlich sind aber auch Impfungen und Wurmkuren die Auslöser einer Vergiftungsrehe.
- Bestimmte Medikamente können die Ursache für eine Medikamentenrehe sein. Unter besonderem Verdacht stehen Cortisonpräparate.
- Eine Rehe kann auch als Folge- oder Begleiterkrankung von:
- Cushing-Syndrom,
- Schilddrüsenerkrankungen,
- Zyklusstörungen der Stute (Dauerrosse oder ausbleibende Rosse) -Koliken (Vergiftung durch Dickdarmgärung),
- Darmentzündung,
- Hyperlipidämie (erhöhte Blutfette),
- Kreuzverschlags
entstehen.
Auch Strom- oder Blitzschlag können eine lokale Entzündung und damit eine Rehe hervorrufen.
Die Verständigung eines Tierarztes hat bei der Rehe oberste Priorität.
Eine sofortige Futterumstellung ist bei allen Arten der Rehe, also nicht nur bei der Futterrehe, zu empfehlen. Es sollte nur Heu und Stroh, verfüttert werden. In der Akutphase der Rehe und zur Prophylaxe empfiehlt es sich, Rauhfutter mit niedrigem Futterwert (geringe Eiweiß- und Fruktankonzentration, z. B. Haferstroh und abgelagertes Heu) als Hauptnahrungsmittel einzusetzen.
Das Pferd sollte, wenn möglich, auf einen weichen Untergrund gestellt und Stress unbedingt vermieden werden. Falls ein Transport notwendig ist, können die Hufe mit Schwämmen oder Verbänden abgepolstert werden.
Allicin und Hufrehe
Bei der akuten Rehe stehen durchblutungsförderung und Schmerztherapie im Vordergrund. Allicin ist durchblutungsfördernd und entzündungshemmend und kann im akuten Stadium sofort zweimal täglich über einige Tage verabreicht werden, um die so wichtige Mikrodurchblutung zu fördern und die schmerzhafte Entzündung zu hemmen.
Im Falle einer Futterrehe oder einer Rehe als Folge von Durchfall verringert Allicin die Streptokokkenanzahl, wodurch die Freisetzung von Toxinen reduziert wird, und sich das Gleichgewicht im Darm schneller normalisiert.